① Lebensmittel Fleisch – wie schätzen Sie die derzeitige Lage ein?
Georg Strasser: Österreichs Landwirtschaft geht den Weg der Qualität, weil wir mit der industriellen Billigproduktion nicht mithalten können und wollen. Heimisches Fleisch ist in ausreichender Menge und hoher Qualität vorhanden. Es braucht aber Konsumenten, die unsere Lebensmittel wertschätzen und dafür auch zahlen wollen.
② Wie sehen Sie die Zukunft für das Handwerk des Fleischers?
Georg Strasser: Die Situation sehe ich ähnlich wie in der Landwirtschaft. Es wird immer jemanden geben, der es billiger kann. Wir müssen wie bisher daran arbeiten, uns von der Masse abzuheben und neue Märkte und Zielgruppen zu erobern.
③ Klimasünder: Kann man das Image von Fleisch wieder stärken?
Georg Strasser: Weniger, aber besser, ist hier die Devise. Wenn wir der Gesellschaft erklären, dass unser Fleisch europaweit den geringsten CO2-Fußabdruck hat, wird das durchaus positiv fürs Image sein. Im Lebensmittel-Nachhaltigkeits-Index, der insgesamt 67 Länder aus der ganzen Welt gemäß ihrer Nachhaltigkeit des Lebensmittelsystems reiht, sind wir die Nummer 1. Das heißt, wir sind wahre „Musterschüler“, wenn es um Lebensmittel und Landwirtschaft geht.
④ Was muss sich politisch ändern? Die nächsten wichtigen Schritte wären …
Georg Strasser: Europa verlangt von uns ein immer höheres ökologisches Engagement und befeuert gleichzeitig über Freihandelsabkommen den Wettbewerb mit anderen Kontinenten. Das geht nicht zusammen! Daher lehnt der Österreichische Bauernbund das Freihandelsabkommen wie Mercosur ausdrücklich ab. Wir brauchen nicht mehr Rindfleisch aus Südamerika, sondern weniger. Deshalb fordern wir europäische CO2-Zölle und eine transparentere Kennzeichnung der Produktherkunft.
⑤ Wie kann es gelingen, die breite Öffentlichkeit für regionale und saisonale Lebensmittel zu begeistern?
Georg Strasser: Die Fakten sind klar auf unserer Seite, denn österreichische Lebensmittel sind die besten und sichern auch unseren Lebensraum und den Tourismus. Wenn wir diesen Mehrwert noch stärker und gemeinsam kommunizieren, wird sich das auf die Nachfrage positiv auswirken.
⑥ Tierwohl – modernes Schlagwort oder wichtiger Schritt?
Georg Strasser: Wir alle wollen, dass es den Tieren gut geht. Modernisierung und Digitalisierung machen auch vor der Landwirtschaft nicht halt. Betriebe entwickeln sich da ständig weiter. Wichtig ist mir persönlich aber auch, dass schwarze Schafe ausnahmslos aus dem Verkehr gezogen werden.
⑦ Ihr Tipp für Fleischereien und Fleischer?
Georg Strasser: Fleischereien sind wichtige Partner für uns Bäuerinnen und Bauern. Ich würde mich freuen, wenn wir weiterhin auf heimische Qualität setzen und uns nicht von Billigfleisch aus Südamerika beeindrucken lassen. Das Lebensmittel Fleisch verdient meiner Meinung nach mehr Wertschätzung. Das Gleiche gilt auch für das Handwerk des Fleischers.